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Monat: Juni 2017

FOTOGALERIE

  • 29 Juni, 2017
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  • Humboldt Forum

Unter diesem Link können Sie immer wieder neue Fotografien des Humboldt Forums sehen.

Rickmer Rickmers

  • 27 Juni, 2017
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  • Nord-, West und Zentralasien

Sigrid Westphal-Hellbusch, die Vorgängerin von Frau PD Dr. Ingrid Schindlbeck, der heutigen Kuratorin der Abteilung , schreibt in dem Buch „Hundert Jahre Museum für Völkerkunde“, die größte Bereicherung hat die Abteilung (heute Abteilung Islamischer Orient) durch Geschenke von W. Rickmers erfahren. … Eine letzte Schenkung von 187 Gegenständen aus Buchara und Shugan erhielt das Museum 1914.

Wer war dieser großzügige Spender?

Willy Gustav Rickmer Rickmers wurde am 1. Mai 1873 in Lehe bei Bremen geboren. Sein Vater war Kaufmann und Unternehmer, und er war nicht – wie oft fälschlich behauptet – Reedereibesitzer.

Der plötzliche Tod seines Vaters unterbrach seine Ausbildung und sein Onkel schickte ihn nach London zur Ausbildung in dessen Geschäft.

Den Entschluss, nicht weiter dem vorgezeichneten Weg eines hanseatischen Kaufmanns zu folgen, fasste Rickmers 1893. In Wien immatrikulierte er sich in den Fächern Geologie, Botanik und Zoologie. In Wien nahm auch seine Asienbegeisterung ihren Ausgang. Eine Wanderung im Kaukasus mit einem russischen Freund nutzte er für einen Abstecher nach Buchara. Die dortigen Eindrücke haben ihn so begeistert, so dass er schon 1895/96 den Winter in Buchara verbrachte. Spätestens 1896 im Sommer fand auch der erste Kontakt zum Museum statt. Auf seinem Rückweg übergab er am 23. 12. 1896 die ersten Sammlungsobjekte an das Museum. Sein Kontaktpartner im Museum war von Anfang an Albert Grünwedel, der spätere Direktor der Indischen Abteilung und Initiator der 4 Turfan-Expeditionen nach Chinesisch Turkestan (1902-1914).

Als er 1928, nach längerer Zeit, wieder nach Buchara reiste, war er sehr enttäuscht, weil „alle Handarbeiten schmecken schon auf 10 Meter Abstand nach Touristenschund.“

Und 1930 schreibt er, dass er sich nichts aufs Kaufen und Schenken einbildet, sondern nur darauf, dass ich rechtzeitig gekauft und geschenkt habe, rettend , was noch zu retten war.

Wenig ist über Rickmers weiteres Leben bekannt. 1930 erfüllt sich ein alter Traum und das Ehepaar siedelt nach München über. Weitere Reisen in den West-Kaukasus, nach Bulgarien und nach England sind bekannt.

1939 starb seine Ehefrau Mabel Duff, die ihn auf allen Reisen begleitet hatte.

Am 15. Juni 1965 ist er im Alter von 92 Jahren in München gestorben.

Eine ausführliche Darstellung des Lebens und Wirkens von Rickmers ist in der Publikation „Die Sammlung Rickmers“ von Robert Pinner (ursprünglich auf Englisch) in der Bibliothek des Ethnologischen Museums zu finden. Die Bibliothek ist auch während der Schließung des Museums geöffnet.

100 Jahre Völkerkundemuseum (1977) und Die Sammlung Rickmers

Der hier gezeigte Behang für eine Jurtentür, der  Tekke-Turkmenen, wahrscheinlich Merv, Turkmenistan, 2. Hälfte 19. Jhd., Wolle, Kamelhaar, B 115 cm, erworben 1903 von Willi Rickmer Rickmers, ist ein typisches Beispiel für  turkmenische Teppiche.

Bereits unter russischer Vorherrschaft, Ende des 19. Jahrhunderts, wurden turkmenische Teppiche für den Export gewebt. Seither spielt der internationale Teppichhandel eine Rolle für ethnisches Bewusstsein und national Identität im heutigen Turkmenistan.

COZUMALHUAPA DETAIL

  • 22 Juni, 2017
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  • Amerikanische Archäologie

Ein Ballspieler mit Hüftschutz und aufwendigem Kopfputz, steht auf dem Rumpf eines unterlegenen Spielers, der soeben getötet wurde. Der siegreiche Spieler hält noch das Feuersteinmesser in der Hand, in der anderen den abgetrennten Kopf des Gegners, aus dessen Hals Blut in Form von Schlangen fließt. Die symbolische Bedeutung des Ballspiels wird auf den Bildern der acht Stelen auch dadurch deutlich, dass die Spieler mit Götterfiguren kommunizieren.

Prestel Museumsführer Ethnologisches Museum Berlin 2003, S. 25

COZUMALHUAPA STELEN

  • 21 Juni, 2017
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  • Amerikanische Archäologie

Die Cozumalhuapa Stelen werden im Humboldtforum eine hervorragende Plazierung im sogenannten Schweizer Saal bekommen. In dem Buch „100 Jahre Völkerkunde Museum“ schreibt Dieter Eisleb auf Seite 179:

„ Bastians (der erste Direktor des Völkerkundemuseums) Hauptverdienst bildet jedoch der Erwerb der steinernen Großplastiken und Reliefs aus Sta. Lucia Cozumalhuapa, Guatemala. Die Entdeckungsgeschichte dieser Funde ist etwas verworren und wird von den einzelnen Autoren unterschiedlich wiedergegeben. Folgendes lässt sich heraus schälen. Als erster brachte Johann Friedrich Maximilian von Waldeck durch eine Zeichnung Kunde von Steinreliefs im Cozumalhuapastil von seiner ersten Reise durch die Neue Welt zwischen 1819 und 1821 nach Europa. Diese blieb ohne nachhaltige Wirkung. Ab 1858, vor allem jedoch 1863 und 1864, kam bei Rodungsarbeiten zwecks Anlage von Kaffeeplantagen auf den Hacienden um Sta. Lucia die Mehrzahl der heute bekannten Steinobjekte zutage. Der Besitzer der Hacienda Bilbao, der Commandante Pedro de Auda, berichtet mehrfach seiner Regierung über die Funde.

1862 weilte der österreichische Reisende Dr. Habel in Sta. Lucia und fertigte von einigen Reliefs Zeichnungen an, die er Bastian vorlegte. Bastians Interesse an der Fundstelle war geweckt. So reiste er 1876, von Südamerika kommend, nach Sta. Lucia. Dort erkannte er sofort die Einmaligkeit dieser Skulpturen und es gelang ihm mit Pedro de Auda einen Vertrag abzuschließen, wodurch dieser alle archäologischen Objekte von seinen Besitzungen dem Museum in Berlin überließ.

Die größte Schwierigkeit bestand nun darin, die tonnenschweren Steinblöcke vom Fundort an die Küste zum Hafen von San José zu transportieren.

„Die Reliefs der acht Selen gehören Thematisch zu Komplex des rituellen Ballspiels . Bei diesem Ballspiel war ein Kautschukball mit der Hüfte durch einen Steinring zu stoßen. Die Spieler trugen deshalb einen Hüftschutz, Yugo (Joch). Den symbolischen Charakter des rituellen Ballspiels veranschaulicht der Schöpfungsmythos der Quiché Maya, in dem die göttlichen Zwillinge in die Unterwelt (Xibalba) zitiert wurden, um sich dort den Herren von Xibalba im Spiel zu messen, und sie schließlich zu besiegen.“

Prestel Museumsführer Ethnologisches Museum 2003, S. 25

DAS SANCHI TOR

  • 20 Juni, 2017
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  • Allgemein, Fundstücke

Das Osttor von Sanchi in Berlin

Hier sei also vorgeschlagen, nein, gefordert: Baut auf dieser Spreeterrasse  eine Nachbildung des Osttores aus dem indisch-buddhistischen Heiligtum Sanchi auf. Acht Meter hoch, mit den gewaltigen Querbalken und der Nachbildung jener Reliefs und Skulpturen, die zum Besten gezählt werden, was die  Kunst geschaffen hat. Die Formen gibt es, man muss sie nur ausgießen.

Das Original dieses Tores steht im zentralindischen Sanchi. Es bewacht dort den Zugang zu jenem kreisrunden Kultdenkmal, das seit dem 5.Jahrhundert vor Christus 1.700 Jahre lang als Pilgerstätte diente. Dann erstarkten Hinduismus und Islam in Indien, der Buddhismus wurde nach Ost- und Südostasien verdrängt. Erst im 19. Jahrhundert entdeckten britische Kolonialbeamte und europäische Kunstfreunde das buddhistische Erbe Indiens wieder. Schon 1872 stand ein Abguss des Tores im heutigen Victoria & Albert Museum in London; um 1886 erwarben die Berliner Museen einen zweiten Abguss. Er war das Prachtstück des alten Völkerkundemuseums, bis dieses im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Das Osttor soll nicht mitumziehen

Als die Staatlichen Museen 1970 ihre Neubauten in Dahlem bezogen, gehörte selbstverständlich auch ein neuer Nachbau des Sanchi-Tores dazu. Er ist seit  1886 eines ihrer Erkennungszeichen, wie die Boots- und Schiffsammlung, der Pergamonaltar, die Nofretete. Dennoch soll der Dahlemer Abguss nicht mit den Sammlungen in die Stadtmitte umziehen. Gewiss auch aus konservatorischen Gründen, die  Martina Stoye vom Berliner Museum für asiatische Kunst vor einigen Monaten bei einer Tagung über Abgüsse aufzeigte.

Die Gelder für eine neuerliche Nachbildung sollten sich jedoch auftreiben lassen. Vielleicht durch eine Sondersammlung des Schlossvereins von Wilhelm von Boddien oder eine Spendenkampagne der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Anlage von Sanchi wurde 1989 in die  Welterbe-Liste  eingetragen. Wenn der Termin der Schlosseinweihung 2019 gehalten wird, wäre die Wiedererrichtung des Osttores in Berlin  ein  schönes Geschenk zum 40. Jubeltag – als Symbol eines Europa, das keine Angst vor anderen Kulturen hat.

– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/24206334 ©2017

 

Humboldt Forum?

  • News vom 09.02.2017

SPK-Präsident sieht den Abguss eines der ältesten Monumente des Buddhismus als verbindendes Element zwischen Museumsinsel und Schloss

 

In die Umfelddebatte des Humboldt Forums hat sich jetzt auch SPK-Präsident Hermann Parzinger mit einer Idee eingeschaltet. Auf der Jahrespressekonferenz am 8. Februar im Alten Museum sagte er: „Im einstigen Völkerkundemuseum in der Stresemannstraße schmückte ein maßstabsgetreuer Abguss des indischen Sanchi-Tors, dessen historische Formen bis heute erhalten und verwendbar sind, das Foyer des Gebäudes. In Dahlem war das Tor ein Wahrzeichen, ein neuer Abguss stand vor der Tür des Ethnologischen Museums – in seinem Schatten haben unzählige Museumsbesucherinnen und -besucher ihren Kaffee getrunken. Mit den Objekten der beiden in das Humboldt Forum umziehenden Museen, sollten wir auch das Sanchi-Tor nach Mitte bringen; sozusagen das Berliner Sanchi-Tor 3.0 als Neuabguss.

Wäre es nicht faszinierend, im Außenbereich des wiedererrichteten Berliner Schlosses, gleichermaßen einen Kontrapunkt zur wilhelminischen Architektur setzend, mit einem Sanchi-Tor auf dem Schlossplatz den Inhalt des Gebäudes bereits im Außenraum beginnen zu lassen? Das Schloss lag nicht in Berlin – Berlin war das Schloss und wie diesem Paradigma folgend, wurden auch die Linden auf das Berliner Schloss ausgerichtet. Im Westen wird die Berliner Prachtstraße durch das Brandenburger Tor gekrönt, im Osten könnte das Sanchi-Tor von dem Humboldt Forum einen ebenso würdigen Schlusspunkt im Osten setzen. Zusammen mit der dann hoffentlich verkehrsberuhigten Straße würde ein neues Sanchi-Tor so auch zu einem – über den Lustgarten hinweg – verbindenden Glied zwischen Insel und Schloss werden.“ Jetzt darf fröhlich diskutiert werden …

 

EIN RUNDGANG DURCH DAS HUMBOLDT FORUM

  • 15 Juni, 2017
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  • Humboldt Forum

Wir wollen Sie auf einen Gang durch das Humboldt Forum im Berliner Schloss mitnehmen.
Der preisgekrönte Entwurf des italienischen Architekten Stella wird uns in der Stadtmitte drei neue Stadträume schaffen, wie wir sie auf unseren Reisen durch Italien kennen und schätzen gelernt haben.

Nord-West Seite © SHF / Architekt: Franco Stella mit FS HUF PG

Der Haupteingang wird durch das Westportal unter der Kuppel sein.
Das Entree des Humboldt Forums bildet der Eosander Hof, benannt nach dem Architekten Eosander von Göte, der die Schlüter’schen Pläne ergänzt und das Schloss fertig gebaut hat.

Foyer © SHF / Architekt: Franco Stella mit FS HUF PG

Der Hof ist überdacht und hat eine Höhe von 35 m. Über die detaillierte Gestaltung des Hofes als Eingangspforte für das ganze Haus ist noch nicht abschließend entschieden worden.
Der Clou des Entwurfs von Stella ist die Passage, von Stella großzügig als die Uffizien von Berlin benannt, eine Straße durch das ganze Gebäude vom Norden nach dem Süden, mit dem Alten Museum im Rücken und mit Blick auf die Breite Straße und den ehemaligen Schlosshof mit dem historischen Neptunbrunnen, der dann hoffentlich wieder seinen angestammten Platz gefunden hat.

Passage © SHF / Architekt: Franco Stella mit FS HUF PG

Diese Passage wird 24 Stunden geöffnet sein. Abgeschlossen wird die Passage durch zwei historische Portale, die Teil der historischen Fassadenrekonstruktion sind.
Eine ausgesprochene Augenweide wird der große Schlüterhof mit seinen drei historischen Schmuckfassaden sein. Hier werden Sie endlich einen ruhigen Platz finden, um nach einem langen Rundgang ihren wohlverdienten Kaffee zu trinken.

Schlüterhof © SHF / Architekt: Franco Stella mit FS HUF PG

Im ersten Stock wird eine Ausstellung der Stadt Berlin vorbereitet, die von dem neuen Direktor des Berliner Stadtmuseums, Herrn Paul Spies, kuratiert wird. Die Humboldt Universität wird Beispiele ihrer Forschungstätigkeit präsentieren.
Die drei Gründungsintendanten haben auch den letzten Rest einer Bibliothek, nämlich die Bibliothek des Ethnologischen Museums, aus dem ersten Stock entfernt. Sie wollen dort eine Humboldt Akademie genannte Einrichtung unterbringen, die Besucher und insbesondere Gruppen mit der Humboldt’schen Idee von der Welt vertraut machen soll.

Damit schließt sich ein Kreis, denn , wie bei den meisten großen Berliner Museen, zusammengefasst in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, stammen die ersten Artefakte aller Museen aus der ehemaligen Kunstkammer des Berliner Schlosses.
Die Freunde des Ethnologischen Museums freuen sich auf den Umzug in die Mitte der Stadt. Damit wird nicht nur die Modernisierung der Ausstellung möglich, die in Dahlem schon etwas in die Jahre gekommen war, sondern die wertvollen und höchst interessanten Sammlungen werde eine ganz neue Rolle bei der Gestaltung des Programms des Humboldt Forums spielen.
Einen ersten Eindruck der neuen Möglichkeiten können Sie schon heute in der Humboldt Box vor der Schlossfassade in  Ausstellungen  sehen, die laufende erneuert werden.
Die großartigen Sammlungen werde durch die neue Lage auch deutlich mehr Besucher gewinnen.
Mit einigen ausgewählten Fotos wollen wir Ihnen einen ersten Eindruck von der Vielfalt der Sammlungen und einen Vorgeschmack auf einen späteren Besuch geben. Denn der Besuch wird leider erst wieder Ende 2019 möglich sein, wenn das Humboldt Forum eröffnet sein wird.
In der schrecklichen museumslosen Zeit werden wir mit ihnen in Kontakt bleiben, neue Mitglieder für unseren Verein gewinnen und durch kleinere gezielte Unternehmungen die Erinnerung an das Museum aufrechterhalten.

In der Zwischenzeit ist die Entwicklung voran geschritten. Der neue Intendant in der Person des ehemaligen Generaldirektors der Preußischen Schlösser und Gärten, Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, wurde bestellt und hat seine Arbeit  aufgenommen. In einem Interview mit der Humboldt Forum Zeitung vom August 2018, Ausgabe Nr. 3, sagt Dorgerloh über das HF. „Das Projekt HF ist noch viel bunter, als ich anfangs dachte. Und seine Umsetzung daher auch weit komplexer.“

Unter der Internetadresse www. humboldtforum.de können Sie viele interessante Geschichten über Stand und Pläne des Humboldt Forums lesen.

…..“Die Grundregel des italienischen Rationalismus, alle Formen auf den Prinzipien der mathematischen Ratio, der Proportion und der Klarheit aufzubauen, bestimmten Stellas Weigerung, den Bau Schlüters mit seinen neu konzipierten Partien zu durchstecken. Beide stehen hart gegeneinander, um in dieser Unterscheidbarkeit deutlicher zusammenzuspielen, als es eine Vermischung der beiden Stile erlaubt hätte. In kategorischer Klarheit entwickelt sich dieses Prinzip im östlichen Flügel des Schlosses, der zur Spreeseite hin als ein kraftvoller Riegel seine Selbst inszeniert ist, (vgl. Abb.) Auch wo der Neubau mit der Rekonstruktion der historischen Fassaden an den Seiten im Norden und Süden aufeinander trifft, entsteht keine romantische Berührung. Vielmehr erweckt an dieser Stelle der Rücksprung den Eindruck, dass der Ostriegel mit einem gehörigen Abstand vor dem eigentlichen Bau aufragt.“

zitiert nach: Horst Bredekamp, Berlin am Mittelmeer, Kleine Architekturgeschichte der Sehnsucht nach dem Süden, Wagenbach Verlag, S. 129 – 130

GEDENKKOPF EINER KÖNIGINMUTTER

  • 10 Juni, 2017
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  • Afrika

Das Königreich Benin im heutigen Nigeria wurde zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert ein Zentrum des westafrikanischen Handels mit den Europäern. Benin exportierte unter anderem Sklaven und Elfenbein. Importiert wurden einige europäische Produkte, wie Messing, das Rohmaterial für die herausragenden Kunstwerke dieser Kultur. Mit dem Ende des Sklavenhandels und dem wachsenden Interesse an territorialen Eroberungen im Kolonialismus des späten 19. Jahrhunderts war Benin als unabhängiger Handelspartner nicht mehr von Bedeutung. 1897 eroberten und zerstörten die Engländer die Hauptstadt. Die aus dem Palst des Königsgeraubten Kunstwerke aus Bronze und Elfenbein wurden in London versteigert. Dort hat Felix von Luschan für das Berliner Museum die meisten Stücke der großen Beninsammlung erworben.

Der Gedenkkopf der Königinmutter (igoba) – erkennbar an ihrer an eine phrygische Mütze erinnernde Krone aus Korallenperlen – zeigt das Gesicht einer jungen Frau, die verhalten lächelt. Beteachtet man die aus dieser Zeit erhaltenen Bilder der igoba, so kann man – wie bei den Ifeköpfen – Unterschiede der Gesichtsform und des Typs der dargestellten igoba erkennen. Trotzdem handelt es sich wohl nicht um ein Portrait einer Person, sondern um idealisierte Bilder.

Das Amt und der Titel der Königinmutterwurden von dem König (oba) Esigie im frühen 16. Jahrhundert eingeführt. Seine Mutter ,Idia, spielte im Krieg gegen die Igola eine wichtige Rolle. In der mündlichen Überlieferung werden die Fische am Sockel des Gedenkkopfes als Hinweis darauf gedeutet, dass Idia die feindliche Igala-Armee über den Niger zurücktrieb. In diesem Sinne könnte es sich bei dem Gedenkkopf um eine Darstellung Idias , der ersten Königinmutter, handeln. Königinmütter  in Benin hatten – wie in vielen afrikanischen Gesellschaften – eine herausragende politische Position. Bei den Entscheidungen des Königs holte er ihren Rat ein. Sie verfügten über ihre eigene Residenz außerhalb der Stadt Benin. Wie den Königen wurde auch ihnen ein Gedenkschrein errichtet, auf dem Gedenkköpfe aufgestellt wurden. (Peter Junge in Kunst aus Afrika, SMBDuMont 2005, S. 81)

Bénédicte Savoy

  • 8 Juni, 2017
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  • Afrika, Allgemein, Fundstücke, Humboldt Forum, Veranstaltungen

Bénédicte Savoy ist Professorin für Kunstgeschichte der Moderne an der TU Berlin. Jetzt wurde sie in das College de France mit dem Thema „Histoire culturelle du patrimonie artistique en Europe“ aufgenommen. Ihre Antrittsvorlesung schließt sie mit den hier zitierten Ausführungen (teilweise übersetzt von Hans Zischler):

„Wenn man sich der  (goldglänzenden und bleischweren) Geschichte der Kunst- und Kulturgüter in Europa vom achtzehnten bis zum zwanzigsten Jahrhundert heute widmen will, dann muss man sich zuallererst einer Innenschau unterziehen. Diese kulturgeschichtliche Introspektion ist, von Europa, das erste Zeichen der Freundschaft und des Respektes, welches wir jenen geben können, die uns bereichert haben. Introspektion ist nicht Selbstgeißelung oder übereilte und wirre Restitution von Dingen, von denen einige auch außerhalb Europas denken, dass sie für den Moment bei uns gut aufgehoben sind. Diese Introspektion besteht vielmehr im kollektiven Bestreben die Objekte in unseren Museen wieder mit der Geschichte ihres Ursprungs zu verbinden und mit den Menschen, die heute dort leben, wo die Objekte früher einmal waren . Es heißt, den beschwerlichen Teil unserer Geschichte als Europäer, „zu denen alles gekommen ist“ , sichtbar und denkbar zu machen. es heißt , all denjenigen mit ständiger und kritischer Aufmerksamkeit zu begegnen, die in Europa und außerhalb Kulturgüter zu einem Politikum machen. Die Trennungslinie verläuft nicht zwischen uns und den anderen. Sie verläuft zwischen den Unsterblichen – den Objekten – und den Sterblichen – uns.“ (FAZ vom 8. 6. 2017)

Diese Aussagen treffen in besonderem Maße auf das Ethnologische Museum zu, das in der Öffentlichkeit immer wieder mit den Begriffen Raubkunst und Restitution in Verbindung gebracht wird. Dabei vergessen die Kritiker das intensive Bemühen des Museums um den Kontakt zu den Ursprungsvölkern und seine wissenschaftliche Provenienzforschung, die ins besonders jetzt bei den Vorbereitungen für den Umzug in das Humboldt Forum eine große Rolle spielen.

KÖNIGSTHRON MANDU YENU

  • 5 Juni, 2017
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  • Afrika

Dieser Thron , der für den König Nsangu von Bamum im 19. Jahrhundert hergestellt wurde, ist einer der bedeutendsten Objekte der Berliner Kamerun Sammlung. Das Königreich Bamum spielte unter seinem König Njoya eine wichtige Rolle während der deutschen Kolonialzeit. Njoya unterstrich die besonderen Beziehungen zur Kolonialmacht, in dem er diesen Thron eines Vorgängers 1908 als Geschenk an seinen „Amtskollegen“ Kaiser Wilhelm II. schickte. Der Thron ist aus Holz geschnitzt und mit Stoff überzogen. Der Stoff ist auf der gesamten Fläche mit Kaurischnecken und Glasperlen bestickt. Die beiden menschlichen Figuren an der Sitzfläche stellen Zwillinge dar, denen man in vielen Kulturen Afrikas eine besondere übernatürliche Kraft nachsagte. Die beiden kleineren Figuren  an der Fußbank tragen Gewehre, die die Militärmacht des Königreichs symbolisieren. Die Schlangen, die die Sitzfläche tragen und die reiche Verwendung von Glasperlen zeigen, dass es sich um einen königlichen Thron handelt.

Glasperlen, die seit der Antike aus dem Mittelmeerraum, später auch aus Böhmen nach Afrika exportiert wurden, waren in Kamerun königlichen Insignien vorbehalten. Ihre Wertschätzung basiert auf der relativen Seltenheit dieses Importprodukts, aber auch auf der Dauerhaftigkeit ihrer leuchtenden Farben.

POLYCROME SCHALE AUS MEXICO

  • 5 Juni, 2017
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  • Amerikanische Archäologie

Zwischen dem aztekischen Kernland im Hochtal von Mexico und dem Verbreitungsgebiet der  mixtekischen Kultur im Bergland der Mixteca Alta sowie  der zapotekischen Kultur im Hochtal von Oaxaca befindet sich ein multiethnisches Kulturareal, das Wissenschaftler unter  den Begriff Mixteca-Puebla zusammen fassen. Das Kerngebiet befindet sich im heutigen mexikanischen Bundesstaat Puebla, insbesondere im Raum der beiden Städte Cholula und Tlaxcala, sowie in dem von Mixteken bewohnten Teil des Bundesstaats Oaxaca. Während des Postklassikums – mit dem frühesten Nachweis um 950 n.Ch. – entstand in diesem Gebiet die Tradition der Herstellung elaborierter polychromer Keramik und Bilderhandschriften, die komplexe Inhalte über Mythologie, Religion, Geschichte und Ökonomie darstellen. Sowohl die polychrome Gefäßmalerei als auch die Herstellung von Bilderhandschriften, teils als Leporellos ( Codices), von denen sich einer in der Staatsbibliothek befindet, teils in Form von großen Stofftüchern (Lienzos) ist noch bis in die frühe Kolonialzeit nachweisbar. Das Museum besitzt einen der wenigen großen Lienzos, der als Lienzo Seler einen prominenten Platz in der neuen Ausstellung im Humbold Forum bekommen wird. Der Mixteca-Puebla Stil breitete sich während des Postklassikums (1350 – 1550) über weite TReile Mesoamerikas aus.

Aus der umfangreichen Sammlung polychromer Keramik im Mixteca-Puebla Stil des Ethnologischen Museums wird hier eine Schale aus Cholula vorgestellt, die der in Puebla lebende deutsche Konsul Josef Dorenberg dort vor 1880 erwarb. Die Kelchform des Gefäßes und seine Bemalung sind typisch für Cholula Catalina Keramik. Auf rötlichen-gelbem Grund sind Dekorbänder aufgemalt. Das mittlere Band zeigt ein Augen- oder Sternmotiv und in dem unterhalb des Randes sieht man stilisierte Kalenderzeichen.

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2017 © Freunde ethnologisches Museum

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