Monat: Juni 2018

ROLLBILD DES SHINNO (CHIN. SHENNONG)
Shennong ist ein legendärer Ahnherr und Begründer der chinesischen Arzneikunde/Heilkunde. Der Überlieferung zufolge wurde er im 3. Jts. v.Chr. geboren. Er lehrte die Menschen Ackerbau zu betreiben und legte damit in China die Grundlagen für eine dauerhafte Ackerbaukultur. Die wörtliche Übersetzung von Shennong ist „Göttlicher Landmann“, „König des Bauern“. Des Weiteren betrieb Shennong Pflanzenstudien und untersuchte sie auf ihre medizinischen Eigenschaften. Seine Erkenntnisse zu 365 Pflanzen- und Kräuterarten stellte er in einem dreiteiligen Buchband über medizinische Pflanzen und Kräuter zusammen, dem „Klassiker der Heilkräuter nach Shennong“ (神農本草經 / 神农本草经, Shénnóng Běncǎojīng ‚Klassisches Werk der Wurzeln und Kräuter nach Shennong‘). Das Werk wurde später Basis aller Kräuterstudien in China. Shennong gilt auch als „Entdecker“ des Tees.
Shennong gehört wie sein Bruder, der mythische Gelbe Kaiser Huang Di (chinesisch 黃帝 / 黄帝) zu den Urkaisern Chinas. Sie standen am Anfang der chinesischen Kultur und werden daher von den Han-Chinesen als ihre Urahnen betrachtet. In der chinesischen Mythologie gilt Shennong als einer der drei Erhabenen (三皇, Sān Huáng).

GÖTTERFIGUR SUN SIMIAO
Der Arzneigott Sun Simiao (chinesisch 孫思) wird hier auf einem Tiger sitzend dargestellt. Rechts und links von ihm stehen Gehilfen. Ein stilisierter Drache dient als Baldachin. Mit der linken Hand hält Sun Simiao den Bart des Drachen. Im Baldachin sind zwei kleine Figuren, möglicherweise Huang Di (links) und Shennong (rechts).
Sun Simiao (vermutlich 581 in der chinesischen Provinz Shanxi geboren, † 682) ist eine der interessantesten Persönlichkeiten in der chinesischen Medizingeschichte. Er war zu Lebzeiten (Epoche der Tang-Dynastie) ein berühmter Arzt und Religionswissenschaftler. Der Nachwelt hat er umfangreiche und bis in die Gegenwart nachwirkende Rezeptwerke hinterlassen. Sun Simiao verfasste mit seiner Abhandlung „Über die absolute Aufrichtigkeit großer Ärzte“ eine erste explizite medizinische Ethik in China.
Neben der obligatorischen Bildung chinesischer Beamtenanwärter studierte Sun Simiao den Buddhismus, Konfuzianismus und teilweise auch den Daoismus; Gedanken dieser Weltanschauungen flossen später in seine Schriften ein. Seine Kompetenz und seine ärztliche Tätigkeit beim einfachen Volk brachten ihm den Beinamen „König der Medizin“ (药王, Yàowáng) ein.
Sun Simao kannte die Arzneidrogen seiner Zeit. Neben der Rezeptkunst zur Heilung von Krankheiten (z.B. behandelte er Nachtblindheit mit einer Arznei aus tierischer Leber) widmete er sich auch der Alchemie zur Förderung eines langen Lebens. Er wußte um die Existenz von männlichen und weiblichen Geistern, die die inneren Organe des Menschen schützen und empfahl eine Malariabehandlung mittels magischer Schriftzeichen, die auf die Stirn eines Abbilds des Küchengotts zu kleben waren. Er beschrieb Bannsprüche in einer indischen Sprache und stützte sich auf astrologische Berechnungen, um die Akupunktur möglichst effektiv zu gestalten. Sun Simiao war der Ansicht, nur die gemeinsame Anwendung von Arzneidrogen, Akupunktur, Bannsprüchen, Amuletten und Körperübungen sei den Zielen der Medizin angemessen.
Etwa seit dem 13./14. Jh. wurde Sun Simiao mit dem Arzneigott aus einer der wichtigsten buddhistischen Schriften, das des Lotos-Sutra, identifiziert und in das Pantheon der chinesischen Volksreligion aufgenommen. Aus dem `wahrhaftigen Mensch´ Sun Simiao wurde der `Arzneikönig´, also Arzneigott schlechthin. Seine Verehrung in weiten Teilen der Bevölkerung lässt noch heute jährlich etwa 100 000 Pilger zu seinem historischen Geburts- und Wirkensort ziehen, um dort Bitten auszusprechen, die der Arzneigott gnädig erhöre.

GEFÄßE
Apothekenabgabegefäße sind zur Abfüllung von Arzneien. Beliebt waren Gefäße, die später für einen anderen Zweck weiter verwendet werden konnten. Zahlreiche Arzneifläschchen ähnelten den Schnupftabakfläschchen und konnten auch als solche nachgefüllt werden.
Beschriftung: Wenn der Name der Arznei, die ein Gefäß enthielt, nicht unter der Glasur eingebrannt war, dann wurde er gelegentlich mit Tusche auf die Glasur geschrieben und bei einer späteren anderen Verwendung wieder abgewischt. Demselben Zweck diente das Etikett, zumeist ein rotes Stück Papier, auf dem nicht nur die Arznei sondern oftmals auch Hinweise zur Einnahme vermerkt waren.
Auf die Vorderseite der Abgabegefäße wurden meist Papieretiketten mit Angaben zum Inhalt geklebt, z.B. „Pillen mit zehntausend Wirkungen“, „Pillen des fliegenden Drachen“. Auf der Rückseite befinden sich Papieretiketten mit Angaben zur Einnahme, z.B. Die Einzeldosis beträgt vier oder fünf Pillen. Man zerkaue Zwiebelherzen zu einem Brei. Männer speien (diesen) in die linke, Frauen in die rechte Handfläche und hüllen die Arznei (d.h. die Pillen) damit ein. Schwitzen, Durchfall. Alle geheilt“

MÖRSER MIT PISTILL
In einer chinesischen Apotheke werden viele Geräte zur Verarbeitung von organischen Materialien („Rohdrogen“) benötigt. Zum Zerstoßen und Zerreiben von Substanzen werden ein Mörser und ein Pistill verwendet. Die Mörser bestehen aus Metall (Eisen oder Messing), Tonware oder Porzellan. Im Gegensatz zu den Mörsern aus Metall sind die Porzellanmörser auf ihrer Außenwölbung stets reich verziert; Landschafts-, Drachen- und Blumendarstellungen oder stilisierte Motive machen jedes erhaltene ältere Stück zu einem unverwechselbaren Unikat. Am häufigsten findet sich das Päonienmuster, das auch auf Gefäßen sehr beliebt war. Weniger häufig sind Landschaftsmotive oder stilisierte Bemalungen.
Die Pistille gibt es aus Metall, Porzellan, aber auch aus Holz (teils mit einer Metall- oder Porzellankappe). Pistille aus Porzellan sind nur selten intakt erhalten.

RESTITUTION III
Die restituierten Objekte werden künftig in der Chugach Community präsentiert, unter anderem im Rahmen des jährlich stattfindenden Chugach Spirit Camps, das dem Wissensaustausch zwischen den Generationen und den verschiedenen tribes, die sich heute zu den Chugach zählen, dient. Im Rahmen des aktuellen Besuches von John Johnson in Berlin wurde auch ein Memorandum of Understanding mit dem Ethnologischen Museum vorbereitet. Von beiden Seiten besteht Interesse, in den nächsten Jahren eine gemeinsame Ausstellung für das Humboldt Forum zu entwickeln, die als Wanderausstellung auch in Alaska gezeigt wird.

RESTITUTION II
Hermann Parzinger, Präsident der SPK, sagte: „Die Objekte wurden damals ohne Zustimmung der Native People und damit unrechtmäßig aus Gräbern entnommen. Sie gehören deshalb nicht in unsere Museen..Ich freue mich besonders, dass diese Rückgabe nun aber nicht den Abschluss einer Zusammenarbeit markiert, sondern dass wir im Gegenteil den Austausch mit der Chugach Alaska Corporation im Zuge einer Kooperation noch intensivieren werden.“
John Johnson sagte: „Die Chugach freuen sich auf die künftige Zusammenarbeit mit den Staatlichen Museen zu Berlin, die zu unterschiedlichen Formen des Kulturaustausches führen wird. Ich bin stolz und auch sehr dankbar für all die Bemühungen, die diesen Traum wahr werden ließen.“.

RESTITUTION I
Die SPK prüfte entsprechend ihrer Grundhaltung zum Umgang mit ihren außereuropäischen Sammlungen und der Erforschung der Provenienzen sorgfältig, aus welchem Kontext die Grabbeigaben stammen, die sich im Ethnologischen Museum befinden. Im vorliegenden Fall deutet alles darauf hin, dass die Objekte aus einer Grabplünderung und nicht einer genehmigten archäologischen Grabung stammen. Aus den Reisetagebüchern von Adrian Jacobsen ist klar erkennbar, dass die Gräber nur zu dem Zweck geöffnet wurden, um deren Inhalte zu entnehmen. Es lagen keine behördlichen oder staatlichen Genehmigungen dafür vor, ebenso wenig war eine Zustimmung der Herkunftsgemeinschaft dokumentiert. Vor diesem Hintergrund fiel die Entscheidung zur Rückgabe.
Bei den Objekten handelt es sich um Grabbeigaben von Native People aus dem Südwesten Alaskas. Sie waren unter jenen Objekten, die Johan Adrian Jacobsen, der zwischen 1881 und 1883 die amerikanische Nordwestküste und Alaska im Auftrag des damaligen Königlichen Museums für Völkerkunde (heutiges Ethnologisches Museum) bereiste, nach Berlin brachte. Alles deutet darauf hin, dass die Objekte aus einer Grabplünderung und nicht einer genehmigten archäologischen Grabung stammen. Vor diesem Hintergrund fiel im Dezember 2017 die Entscheidung zur Rückgabe entsprechend der Grundhaltung zum Umgang der SPK mit ihren außereuropäischen Sammlungen und der Erforschung der Provenienzen.
Der Direktor des Königlichen Völkerkunde Museums, Adolf Bastian, hatte Johann Adrian Jacobsen zum Zweck des Aufbaus einer Sammlung beauftragt, möglichst „originale“, von der europäischen Kultur unbeeinflusste Gegenstände zu sammeln. Jacobsen brachte rund 3000 Objekte von der Nordwestküste und rund 4000 Objekte aus Alaska nach Berlin. Sein Bericht über die Reise ist ein eindrückliches Zeitdokument. Es zeichnet sich allerdings weniger durch genaue ethnografische Beobachtung, denn als Abenteuererzählung eines hart gesottenen Draufgängers aus. Vor diesem Hintergrund wird die Reise des selbsternannten „Kapitäns“ auch im Zentrum eines Ausstellungsmoduls im Humboldt Forum stehen, im Sinne einer kritischen Betrachtung der Sammlungsgeschichte aus heutiger Sicht.

RÜCKGABE AUS DEM ETHNOLOGISCHEN MUSEUM
- Pressemitteilung vom 16.05.2018
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat heute neun Objekte aus der Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin an die Chugach Alaska Corporation zurückgegeben. Stiftungspräsident Hermann Parzinger überreichte sie dem Vice President der Chugach Alaska Corporation, John Johnson im Beisein von Vertretern der amerikanischen Botschaft sowie des Auswärtigen Amtes.
Bei den Objekten handelt es sich um Grabbeigaben aus Chenega Island und dem heute unbekannten Ort Sanradna (Soonroodna) in Kachemak Bay. Darunter befinden sich zwei zerbrochene Masken und eine Kinderwiege sowie ein Holz-Idol. Masken wurden nach Gebrauch meist verbrannt oder in Gräber gelegt, weshalb heute nicht mehr viele Masken der Chugach existieren. Die rote Farbe auf ihnen verweist auf den Begräbniskontext. Bei dem Holz-Idol handelt es sich vermutlich um eine schamanische Figur, die Menschen vor Gefahren und dem Tod schützen sollte. Insgesamt besitzt das Ethnologische Museum knapp über 200 Objekte der Chugach.
In der Chugach-Region in Südwest-Alaska lebten seit mehreren tausend Jahren Menschen, die sich als Sugpiaq oder Alutiiq bezeichnen und früher auch Pazifik-Eskimos genannt wurden. Vor etwa 1.000 bis 1.500 Jahren wanderten dann auch athabaskisch-sprachige Indianergruppen ein, die heutigen Dena’ina (früher Tanaina genannt). Heute leben die Alaskan Natives, die sich als Chugach bezeichnen, rund um den Prince William Sound und Cook Inlet. Sie leben in sieben Communities: Chenega, Eyak, Nanwalek, Port Graham, Seward, Tatilek and Valdez. Regelmäßige Kontakte zu Europa bestanden seit der Zeit des Zaren Peter des Großen.
Die Chugach Alaska Corporation (www.chugach-ak.com) ist eine seit 1972 bestehende Interessenvertretung der Native People der Chugach Region in Alaska. Sie setzt sich unter anderem für die Bewahrung des kulturellen Erbes dieser Gruppen ein.
Rückgabe
Im November 2015 besuchte eine Delegation der Chugach Alaska Corporation das Ethnologische Museum, mit dem Ziel, eine Kooperation für zukünftige Projekte anzustoßen. Hintergrund war unter anderem das Projekt Llangaklluku Llucilerpet Cuumi: Becoming Aware of Our Beginnings, dessen Ziel es ist, eine virtuelle Sammlung aller Chugach Objekte weltweit anzulegen. Im Anschluss bat die Corporation das Ethnologische Museum um Unterstützung bei der Rückführung eventuell vorhandener Grabbeigaben der Region. Die Regierung der USA unterstützte das Rückgabeersuchen mittels einer Diplomatischen Note.
