„Viele Objekte, Bilder und Archive wurden …..nach Berlin gebracht. Diese Objekte, Bilder und Archive sind seither trotz der darin enthaltenen Geschichten in Depots gelagert. Diese Geschichten warten auf eine Chance, wieder entdeckt zu werden, betont Achilles Bufure, der Direktor des National Museums and House of Culture in Dar es Salaam. … Er und sein Kollege Balthazar Nyamusya , Curator in Charge im Maji Maji Memorial Museum in Songea, sind zu Forschungszwecken in Berlin und werden zusammen mit Paola Ivanov, Kuratorin u.a. für Ostafrika, eine Ausstellung im HF realisieren. Schon seit 2016 arbeitet sie und die Kollegen aus Tansania … am Provenienzforschungsprojekt – Tansania Deutschland: Geteilte Objektgeschichte? zusammen.
Einige der Objekte aus der Tansania Sammlung wurden im Maji-Maji-Krieg gewaltsam entwendet und als „Kriegsbeute“ klassifiziert. Für Bufure sind es Objekte des Widerstands. Er und seine Kollegen ergänzen diese Sammlunggeschichte nun um wichtige Aspekte in Bezug auf Umwelt, Kultur, Religion, politische Systeme und eben Widerstand gegenüber der kolonialen Besatzung. Das unterscheidet sich von dem, was bisher unter `Identität`der Objekte verstanden wurde. Es gibt nicht mehr nur eine Identität. … Es gibt eine Vielzahl von Identitäten, die in die Objekte eingebettet sind. Denn Objekte haben viel Geschichten und somit viele Identitäten. Erst die Vielfalt aller dieser Geschichten ermöglicht es uns, Objekte als das zu erkennen, was sie sind: Mosaiksteine menschlichen Wissens, Wegweiser zur Geschichte unserer Welt.“
Lavinia Frey: Humboldt Forum Zeitung Nr. 3, August 2018, S. 7
Lavinia Frey ist Geschäftsführerin Programm und Projekte der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.
Humboldt Lab Tanzania
Objekte aus den Kolonialkriegen im Ethnologischen Museum, Berlin – Ein tansanisch-deutscher Dialog
Mit dem Umzug des Ethnologischen Museums ins Humboldt Forum sind die Sammlungen aus den ehemaligen deutschen Kolonien und die oft problematische Provenienz der Objekte verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gerückt. In den Depots des Ethnologischen Museums Berlin befinden sich bis heute zahlreiche Objekte, die von der deutschen Kolonialmacht zwischen 1885 und 1918 in Tansania erbeutet wurden. In dem Projekt „Humboldt Lab Tanzania“ setzten sich tansanische und deutsche Wissenschaftler, Kuratoren und Künstler kritisch mit einer Auswahl von Objekten auseinander.
Die Projektteilnehmer aus Deutschland und Tansania erproben neue ethnologische, historische und museologische Zugänge zur gemeinsamen kolonialen Geschichte. In den Blick genommen wird der Bedeutungswandel, den die Objekte im Laufe der Zeit durchmachen, aber auch die Frage des Umgangs mit ethnologischen Sammlungen aus kolonialen Kontexten: Auf welche Weise können diese sensiblen Objekte und ihre Geschichte(n) in der musealen Theorie und Praxis (re-)präsentiert werden?
Die Autoren: Andreas Eckert, Berlin; Paola Ivanov, Berlin; Elias Jengo, Dar es Salaam; Donatius M. Kamamba, Dar es Salaam; Audax Z. P. Mabulla, Dar es Salaam; Philip Chachu M. Maligisu, Dar es Salaam; Sarita Lydia Mamseri, Dar es Salaam/London; Bertram B. B. Mapunda, Dar es Salaam; Oswald Masebo, Dar es Salaam; Hermann Parzinger, Berlin; Lili Reyels, Berlin/Dar es Salaam; Kristin Weber-Sinn, Berlin
Die Künstler: Amani Abeid, Nicholas Calvin Mwakatobe, Douglas Kahabuka, Pia Rutaiwa
Für die Staatlichen Museen zu Berlin herausgegeben von Lili Reyels, Paola Ivanov und Kristin Weber-Sinn
Texte dreisprachig in Deutsch, Englisch und Kiswahili
398 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
20,5 × 26,5 cm, Hardcover
€ 59,00 (D)
ISBN 978-3-496-01591-8
www.reimer-verlag.de
In Anerkennung der Mitfinanzierung des Buches durch die „Freunde des Ethnologischen Museums“ gibt der Reimer Verlag 20 % Rabatt beim Kauf des Buches.