BERLINER KRIEGSGEFÄß
Maya-Gefäß mit Kriegsszenen, Guatemala, 700 – 900 n. Chr.
„Die Szene gibt in dramatischer Weise die Konfrontation zwischen zwei verfeindeten Gruppen wieder. Zwölf Krieger sind direkt oder indirekt an einem Kampf beteiligt, aus dem drei als Gefangene hervorgehen. Die Krieger sind mit federverzierten Lanzen bewehrt und tragen baumwollene Schutzpanzer. Die hoch gebundenen Haare schmücken Federn, Tiermasken und Trophäenköpfe, die den Feind einschüchtern sollen. Eine der zentralen Figuren demonstriert seine Macht durch den aufwendigen Federschmuck und das Hemd aus Jaguarfell. Außerdem wird die Tapferkeit dieses Kriegers durch drei vor der Brust hängende Trophäenköpfe zur Schau gestellt.
Die Uterwerfung von Gefangenen wird bei den Maya durch den Griff am Haarschopf sowie durch das Entkleiden und Niederzwingen auf den Boden dokumentiert. Der sich noch wehrende Gefangene mit dem Perlenkopfschmuck und dem schwarzen Schutzpanzer dürfte wegen des Trophäenkopfes vor seiner Hüfte einst selber ein erfolgreicher Krieger gewesen sein. Der schon weiter in die Knie gezwungene Gefangene hat die Waffen bereits gestreckt. Der dritte Gefangene ist komplett entwaffnet, bis auf den Lendenschurz entkleidet und kauert besiegt am Boden.
Durch die heute zum großen Teil lesbaren historischen Hieroglyphentexte kristallisieren sich nach und nach die komplexen politischen Zusammenhänge der klassischen Maya-Gesellschaft heraus. Lange galten die Maya als friedliebendes Volk, dessen Elite sich den Himmelsbeobachtungen und esoterischen Dingen hingab. Erst seit wenigen Jahrzehnten weiß man, dass Allianzen und Kriege zwischen den zahlreichen Stadtstaaten zum politischen Alltag gehörten.“
Quelle: Prestel Museumsführer, Ethnologisches Museum Berlin, 2003, S. 28
In einem Sonderteil des „Tagesspiegel“ vom 11. 2. 2019 schreibt Nikolai Grube, Professor für Altamerikanistik an der Universität Bonn, über unseren Maya Topf: “ Das Gefäß gehört zu einer Gruppe von mindestens sechs Keramiken aus der Blütezeit der Maya Kultur um 700 – 900 nach Christus, die aufgrund ihres Malstils, aber auch der Kalligraphie der Hieroglyphentexte ganz sicher in der gleichen Töpferwerkstatt angefertigt wurden. Nur von einer Keramik aus dieser Gruppe, die sich heute im Britischen Museum befindet, berichtet der Berliner Altamerikanist (und Direktor des damaligen Königlichen Völkerkundemuseums) Eduard Seler, dass sie im Jahr 1904 einem in Guatemala lebenden Deutschen „von den Ältesten des Dorfes Nebaj in Guatemala in sehr zeremonieller Weise als Zeichen ganz besonderer Hochachtung überreicht worden sei.“