COZUMALHUAPA STELEN
Die Cozumalhuapa Stelen werden im Humboldtforum eine hervorragende Plazierung im sogenannten Schweizer Saal bekommen. In dem Buch „100 Jahre Völkerkunde Museum“ schreibt Dieter Eisleb auf Seite 179:
„ Bastians (der erste Direktor des Völkerkundemuseums) Hauptverdienst bildet jedoch der Erwerb der steinernen Großplastiken und Reliefs aus Sta. Lucia Cozumalhuapa, Guatemala. Die Entdeckungsgeschichte dieser Funde ist etwas verworren und wird von den einzelnen Autoren unterschiedlich wiedergegeben. Folgendes lässt sich heraus schälen. Als erster brachte Johann Friedrich Maximilian von Waldeck durch eine Zeichnung Kunde von Steinreliefs im Cozumalhuapastil von seiner ersten Reise durch die Neue Welt zwischen 1819 und 1821 nach Europa. Diese blieb ohne nachhaltige Wirkung. Ab 1858, vor allem jedoch 1863 und 1864, kam bei Rodungsarbeiten zwecks Anlage von Kaffeeplantagen auf den Hacienden um Sta. Lucia die Mehrzahl der heute bekannten Steinobjekte zutage. Der Besitzer der Hacienda Bilbao, der Commandante Pedro de Auda, berichtet mehrfach seiner Regierung über die Funde.
1862 weilte der österreichische Reisende Dr. Habel in Sta. Lucia und fertigte von einigen Reliefs Zeichnungen an, die er Bastian vorlegte. Bastians Interesse an der Fundstelle war geweckt. So reiste er 1876, von Südamerika kommend, nach Sta. Lucia. Dort erkannte er sofort die Einmaligkeit dieser Skulpturen und es gelang ihm mit Pedro de Auda einen Vertrag abzuschließen, wodurch dieser alle archäologischen Objekte von seinen Besitzungen dem Museum in Berlin überließ.
Die größte Schwierigkeit bestand nun darin, die tonnenschweren Steinblöcke vom Fundort an die Küste zum Hafen von San José zu transportieren.
„Die Reliefs der acht Selen gehören Thematisch zu Komplex des rituellen Ballspiels . Bei diesem Ballspiel war ein Kautschukball mit der Hüfte durch einen Steinring zu stoßen. Die Spieler trugen deshalb einen Hüftschutz, Yugo (Joch). Den symbolischen Charakter des rituellen Ballspiels veranschaulicht der Schöpfungsmythos der Quiché Maya, in dem die göttlichen Zwillinge in die Unterwelt (Xibalba) zitiert wurden, um sich dort den Herren von Xibalba im Spiel zu messen, und sie schließlich zu besiegen.“
Prestel Museumsführer Ethnologisches Museum 2003, S. 25