KUNST AUS AFRIKA
Auffallend an diesem Kopf ist sein großer Naturalismus. Als Leo Frobenius ihn zusammen mit den anderen Keramikobjekten der Berliner Sammlung 1910 in Ife Nigeria ausgrub, entstand bald eine Diskussion über den Ursprung dieser Objekte. Viele Zeitgenossen wollten in ihrer kolonial-ideologischen Voreingenommenheit nicht glauben, dass naturalistische Kunstwerke dieser Qualität ihren Ursprung in Afrika haben sollten, und man versuchte Einflüsse der Kunst des Mittelmeerraumes zu konstruieren. Nach einer Reihe von weiteren Funden weiß man heute, dass es sich um ein typisches Kunstwerk der Kultur von Ife aus dem 12. – 15. Jahrhundert handelt. Köpfe aus Keramik und Bronze weisen den gleichen Naturalismus auf.
Dargestellt sind Könige von Ife oder Personen aus ihrem unmittelbaren Umfeld. Es handelt sich allerdings nicht um individuelle Porträts, sondern um idealisierte Bilder. Die Stadt Ife war das wichtigste kulturelle und religiöse Zentrum der Yoruba im Südwesten Nigerias. Ihr politischer und künstlerischer Einfluss ist auch in dem seit dem 15. Jahrhundert an Bedeutung gewinnenden Königreich von Benin zu erkennen.
Mit der Entdeckung der Kunst von Ife und der ihr vorausgehenden Kunst der Nok-Kultur lässt sich für das Gebiet des heutigen Nigerias eine 2000 jährige künstlerische Entwicklung verfolgen. Voraussetzung war die Verwendung dauerhafter Materialien – wie Keramik und Messing – im Gegensatz zu Holz, das in den meisten Kulturen Afrikas das wichtigste Material für die Arbeit von Künstlern war, das aber auf Grund des Klimas mur kurze Zeit überdauert. Daraus lässt sich jedoch nicht schließen, dass in diesen Kulturen eine vergleichbare lange künstlerische und geschichtliche Entwicklung nicht existiert hat. (Prestel Museumsführer Ethnologisches Museum Berlin S.119 – 120)
Anmerkung: Der wahrscheinliche Autor dieser Zeilen ist der ehemalige Afrika Kurator des Museums Herr Dr. Peter Junge. Mit der Konzeption der Ausstellung Kunst aus Afrika und einem formidablen Begleitband hat Dr. Junge sehr viel dazu beigetragen die These Kunst aus Afrika zu unterstützen und zu verbreiten.