KAZIKE
(Kazike ist die Bezeichnung für einen indianischen Häuptling in Mittel- und Südamerika)
Der vergoldete Behälter diente zur Aufbewahrung von gebranntem Muschelkalk, der für das Kauen getrockneter und gerösteter Cocablätter benötigt wird, um das Alcaloid aus den Blättern zu lösen. Die Figur eines nackten, aber reich geschmückten Mannes trägt in jeder Hand einen Kalkbehälter mit einem Spatel. Die Flasche im „Guss-in-der-verlorenen-Form“ gearbeitet, besteht aus einer Gold-Kupfer-Legierung, deren Oberfläche durch die Technik der „Mise-en-couleur“ mit Feingold angereichert, das heißt „vergoldet“ ist.
Quelle: Prestel Museumsführer, Ethnologisches Museum Berlin, S. 47
In der Humboldt Forum Zeitung vom März 2009, Ausgabe No.4, S. 7 hat die Kuratorin der Abteilung Südamerikanische Ethnologie, Frau Dr. Manuela Fischer, ergänzt: „Hergestellt wurde der Kalkbehälter im vorspanischen Kolumbien um 500 – 700 n. Chr. von den Quimbaya (wer sind die Quimbaya). Ausgegraben wurde er indes erst im 19. Jahrhundert, als der Westen Kolumbiens neu besiedelt und für Kaffeeplantagen urbar gemacht wurde. Gold und Kupfer bauten die Quimbaya in den Minen von Buriticü ab. Diese Bergbauregion in der westlichen Andenkordillere hatte in vorspanischen Zeit und bis heute reiche Goldvorkommen. Die Quimbaya waren in Kazikentümern organisiert, mit Gemeinschaften bis zu 200 Einwohnern. Der Status der Oberhäupter wurde, wie bei dem dargestellten Kaziken, durch Schmuck kenntlich gemacht. Er trägt ein Diadem, Ohrschmuck, Nasenschmuck, eine mehrmals um den Hals geschlungene Kette, Ligaturen an den Beinen und hält selbst goldene Kalkbehälter in den Händen.
Gekauft wurde dieses außergewöhnliche Objekt von Hermann Heinrich Meier (1809 – 1898), einem Kaufmann aus Bremen. Das Handelshaus Meier importierte seit dem 18. Jahrhundert Tabak und Baumwolle aus den USA und Kolumbien und Venezuela…. Es ist zu vermuten, dass auch der Kalkbehälter über diese Handelsroute nach Deutschland gekommen ist. Da der Ankauf von 1873, dh. aus dem Gründerjahr des Königlichen Museums für Völkerkunde stammt, ist eine genauere Dokumentation nicht erhalten.