Zwei menschliche Holzfiguren
Die beiden lebensgroßen Figuren stammen aus Kom, einem der vielen Königtümer des Kameruner Graslandes. Sie stellen den König und seine erste Frau oder die Königsmutter dar. Es handelt sich jedoch nicht um Bilder konkreter Personen oder königlicher Ahnen, sondern um Idealbilder des Königs und seiner Angehörigen. Der König hält ein Trinkhorn in der Hand, die weibliche Person einen St. Die beiden Hocker vor ihren Füßen werden von Büffeln bzw. Büffelköpfen getragen. Die Verwendung dieses Tiermotivs und die mit Kupferblech verkleideten Gesichter unterstreichen den königlichen Charakter dieser Figuren, genauso wie die nicht mehr vorhandenen Glasperlen , mit denen die Körper ursprünglich überzogen waren. Königliche Figuren gehören zu den bedeutendsten Kultobjekten in vielen Königreichen des Kameruner Graslandes. In Kom spielen sie eine wichtige Rolle bei der Inthronisation des neuen Königs. Sie sind Bilder einer Macht und seiner Legitimität. Beide Figuren sollen von König Yu oder seiner Werkstatt hergestellt worden sein. Yu (1865 – 1912) gilt nicht nur als politisch bedeutsamer König von Kom , sondern war zugleich ein hoch angesehener Künstler. Das Grasland im Zentrum Kameruns bestand seit über 200 Jahren aus mehreren Hundert unabhängigen Königreichen, die kulturell verwandt, aber politisch unabhängig waren . Die Macht des Königs wurde ausgeglichen und kontrolliert von Bünden, in denen sich die Oberhäupter der Großfamilien organisierten. Die Kunst dieser Königreiche war vor allem höfische Kunst, die der Repräsentation des Königs und der einflussreichen Oberhäupter der Verwandtschaftsgruppen diente. (Prestel Museumsführer Ethnologisches Museum, 2003, S. 121-122)
Bei der Betrachtung dieser Figuren darf man jedoch nicht übersehen, dass nur die mit Kupferblech überzogenen Gesichter im Original erhalten sind.Wie noch heute in Kom befindliche Figuren waren sie ursprünglich mit Stoff überzogen, der in kleinen Teilen noch vorhanden ist, und vollständig mit Perlen bestickt.
Als 1905 der deutsche Kolonialoffizier von Putlitz die Hauptstadt Koms überfiel und den Palst plünderte, waren der König und sein Gefolge mit allen wichtigen Paraphernalien und Würdezeichen aus dem Palast geflohen. Neben einigen anderen Gegenständen fielen von Putlitz diese beiden Statuen in die Hände, die man nicht mitgenommen hatte, weil sie wohl nicht mehr in Gebrauch waren. Darauf weist das Fehlen des Perlenschmucks und das Zurücklassen im Palast hin.
(Katalog der Ausstellung „Kunst aus Afrika“ im Ethnologischen Museum, S. 75 – 76)
Einige Vertreter Freunde des Museums hatten das Vergnügen, anlässlich eines Besuchs einer Delegation aus Kamerun eine Reihe der noch heute aktiven Könige aus Kamerun kennen zu lernen. (sh. auch Fundstücke)