POLYCROME SCHALE AUS MEXICO
Zwischen dem aztekischen Kernland im Hochtal von Mexico und dem Verbreitungsgebiet der mixtekischen Kultur im Bergland der Mixteca Alta sowie der zapotekischen Kultur im Hochtal von Oaxaca befindet sich ein multiethnisches Kulturareal, das Wissenschaftler unter den Begriff Mixteca-Puebla zusammen fassen. Das Kerngebiet befindet sich im heutigen mexikanischen Bundesstaat Puebla, insbesondere im Raum der beiden Städte Cholula und Tlaxcala, sowie in dem von Mixteken bewohnten Teil des Bundesstaats Oaxaca. Während des Postklassikums – mit dem frühesten Nachweis um 950 n.Ch. – entstand in diesem Gebiet die Tradition der Herstellung elaborierter polychromer Keramik und Bilderhandschriften, die komplexe Inhalte über Mythologie, Religion, Geschichte und Ökonomie darstellen. Sowohl die polychrome Gefäßmalerei als auch die Herstellung von Bilderhandschriften, teils als Leporellos ( Codices), von denen sich einer in der Staatsbibliothek befindet, teils in Form von großen Stofftüchern (Lienzos) ist noch bis in die frühe Kolonialzeit nachweisbar. Das Museum besitzt einen der wenigen großen Lienzos, der als Lienzo Seler einen prominenten Platz in der neuen Ausstellung im Humbold Forum bekommen wird. Der Mixteca-Puebla Stil breitete sich während des Postklassikums (1350 – 1550) über weite TReile Mesoamerikas aus.
Aus der umfangreichen Sammlung polychromer Keramik im Mixteca-Puebla Stil des Ethnologischen Museums wird hier eine Schale aus Cholula vorgestellt, die der in Puebla lebende deutsche Konsul Josef Dorenberg dort vor 1880 erwarb. Die Kelchform des Gefäßes und seine Bemalung sind typisch für Cholula Catalina Keramik. Auf rötlichen-gelbem Grund sind Dekorbänder aufgemalt. Das mittlere Band zeigt ein Augen- oder Sternmotiv und in dem unterhalb des Randes sieht man stilisierte Kalenderzeichen.