ZUR SAMMLUNG VON FELIX VON LUSCHAN
Felix von Luschan, geb. 11. 8. 1854 in Hellabrunn, seit 1886 Assistent, später Direktor des Museums und Kurator für Afrika und Ozeanien.
„Keine Beschreibung der Sammeltätigkeit in der Vorkriegszeit kann jedoch die Verdienste von Felix von Luschans um die Beninsammlung unerwähnt lassen. Als 1897 die ersten Zeitungsnachrichten über die Eroberung der Stadt Benin und bald das Auftauchen seltsamer, für Afrika höchst ungewöhnlicher Elfenbeinschnitzereien und Bronzegüsse erschienen, erkannte er sofort deren große Bedeutung für die Kulturgeschichte Westafrikas und eilte schon Mitte des gleichen Jahres nach London, um dort möglichst viele Objekte für die Abteilung zu erwerben. Von dieser Reise brachte er u.a. das seltene Elfenbeingefäß in Gestalt eines Antilopenkopfes mit. Da die verfügbaren Mittel für weitere Erwerbungen bei weitem nicht ausreichten, lieh er sich von seinem Schwager 5000 Mark und fuhr wieder nach London, wo gerade 50 beschnitzte Elfenbeinzähne auktioniert werden sollten, von denen er dreizehn kaufte. In der Folgezeit bis 1908 brachte er mit viel Initiative, Voraussicht und Geschick die in damaliger Zeit beste und umfangreichste Sammlung von Kunstwerken aus Benin für das Berliner Museum zusammen, er kaufte auf Auktionen – wobei ihm 40 Pfund – für eine Bronze ein geradezu exorbitanter Preis zu sein schien, bei Händlern sowie beim deutschen Konsul in Lagos, erwarb einige Gegenstände im Austausch und ließ sich darüber hinaus noch viele Stücke schenken.
Einzelne Objekte verkaufte er wieder, so dass ein gesondertes Beninkonto entstand, aus dem weitere Erwerbungen bezahlt werden konnten. 1919 besaß die Abteilung Afrika von den damals bekannten 2400 Beninstücken 580.
1922 berichtete Ackermann, dass die Afrikanische Abteilung in der Lage wäre, die Umzugskosten (nach Dahlem) aus dem Erlös von Doubletten zu bestreiten. Im gleichen Jahr verkaufte er mit Genehmigung der Sachverständigenkommission und des zuständigen Ministers 4 Bronzeköpfe aus Benin für insgesamt 320.000 Mark, 1923 (nach der Inflation) wurden weitere 13 Beninstücke für 9.257,50 RM abgegeben. Damit waren die Kosten des Umzugs gedeckt, der aber erst 1925 abgeschlossen war.
Hundert Jahre Museum für Völkerkunde, Kurt Krieger, Abt. Aftrika , S. 118 ff.